In Sachen Pünktlichkeit und Zufriedenheit von Fahrgästen und Kundschaft hat der Konzern aktuell Nachholbedarf. Dennoch sei das Jahr 2022 für die Bahn erfolgreich gewesen. 

Etwa 30.000 Beschäftigten bei der Deutschen Bahn haben für das vergangene Jahr eine Prämie erhalten. Neben weiten Teilen der Belegschaft ging ein Bonus auch an etwa 3.800 Führungskräfte. Das ergaben Recherchen von NDR und der Süddeutschen Zeitung nach Sichtung interner Dokumente. Insgesamt soll mindestens ein dreistelliger Millionenbetrag ausgezahlt werden. Diese Zahlungen seien Ende April erfolgt, wie die Tagesschau bestätigt. 

Diese Kriterien sollen Bonuszahlungen rechtfertigen

Bei der Bonuszahlung handelt es sich um sogenannte variable Gehaltsbestandteile. Für die Berechnung dieser Prämien seien Faktoren wie Mitarbeiterzufriedenheit, Frauen in Führungspositionen sowie auch die Erreichung finanzieller Ziele – sprich einem hohen Jahresgewinn – herangezogen worden. Nicht gewichtet worden seien Ziele in Sachen Kundenzufriedenheit sowie auch bei Zugverspätungen – die, wie aus einem der Dokumente hervorgehe – nicht erreicht wurden.

Die Höhe der Prämie belaufe sich bei Führungskräften auf einen mindestens fünfstelligen Betrag. Diese hätten auch bis zu 94 Prozent der maximalen Summe für diese Zahlungen erhalten, außertariflich Beschäftigte bis zu 112 Prozent, heißt es weiter. 

In den vergangenen Jahren habe die Bahn aufgrund der Pandemie und des Ukraine-Krieges Abstriche bei den Boni machen müssen, auch Gehaltserhöhungen seien in dieser Zeit ausgeblieben. Der Bahnvorstand ist von derlei Sonderzahlungen ausgenommen.

„Belohnung für Nichterfolg“

Aus der Branche, aber auch aus den eigenen Reihen, stößt die Vorgehensweise auf Kritik. Das gelte etwa besonders angesichts der verfehlten Zielerreichung im Bereich der Pünktlichkeit  – zuletzt musste die Deutsche Bahn für das vergangene Jahr fast 100 Millionen Euro an Entschädigungen wegen Zugverspätungen zahlen, mehr als doppelt so viel wie noch 2021. 

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Aus Sicht der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL) argumentierte Claus Weselsky, dass die Prämien auch wegen der ohnehin hohen Grundvergütung eine „Unverschämtheit“ und eine „Belohnung für den Nichterfolg“ darstellen. Eine DB-Führungskraft teilt den Berichten zufolge diese Auffassung: „Als Dienstleister hast du komplett versagt - aber als Führungskraft bekommst du fast 100 Prozent Bonus“.

Bei der Prämienzahlung handele es sich aber auch um einen Akt von Vertragserfüllung, worauf SPD-Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin, ebenso Mitglied im DB-Aufsichtsrat, hinweist. Die Bahn sei demnach zur entsprechenden Auszahlung verpflichtet. Nach welchen Kriterien dies erfolge, müsse jedoch überarbeitet werden – wofür sie sich einsetzen wolle. Auch die Grünen kritisieren das Vergabesystem als „veraltet und nicht vermittelbar“. 

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